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15. Nov 2022

Bewegendes Zeitzeugengespräch mit dem Auschwitzüberlebenden Shlomo Graber

Feierliche Übergabe der Plakette Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage an die ARRS

Shlomo Graber 2

In der vollbesetzen Reithalle Rastatt herrschte demütige Stille, während die Schülerinnen und Schüler der brüchigen Stimme eines 96-jährigen Mannes lauschten, der seine Überlebensgeschichte während des Holocausts erzählte. „Dreimal zum Tode verurteilt“ lautete der Titel des Vortrages des jüdischen Zeitzeugens Shlomo Graber.

Bereits zum fünften Mal konnte die August-Renner Realschule zusammen mit der Gustav-Heinemann-Gemeinschaftsschule unter der Gesamtorganisation und der Moderation von Thorsten Ackermann und Christian Steidle den Schülern im Beisein von Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch und Bürgermeister Arne Pfirrmann und weiteren Vertretern aus Politik, Polizei und Gesellschaft diese beeindruckende Begegnung ermöglichen.

Shlomo Graber erzählte, wie er als Jugendlicher die unmenschlichen Gräueltaten des nationalsozialistischen Regimes nur knapp überlebte. Eindrücklich berichtet er von Flucht, Todesmarsch und Deportation sowie der Gefangenschaft im Vernichtungslager Auschwitz und zwei weiteren Konzentrationslagern. Er selbst wog keine 30 Kilo und konnte den Gaskammern nur durch eine List entfliehen. Erst nach der Befreiung des Konzentrationslagers erfuhr er, dass nur sein Vater überlebte und der Rest seiner Familie ausgelöscht wurde. Shlomo Graber ist einer der letzten wenigen, die noch selbst berichten können, was es bedeutet, kein Mensch mehr zu sein, sondern nur noch die Nummer 42649. Um so erstaunlicher ist die Botschaft Gabers, die er den Schüler mitgibt: „Ich bin human, ich bleibe human, es geht nicht um Rache."

Shlomo Graber 3

Die Schülerschaft zeigte sich im Anschluss tief bewegt: „Unvorstellbar schlimm fand ich, wie er gehungert hat. Ich kann mir kaum vorstellen Steine zu essen“, so die 15-jährige Vesa, „er war so alt wie ich“.

Im Anschluss an diese beeindruckenden Einblicke mahnte Oberbürgermeister Hans Jürgen Pütsch in seiner Rede, dass das Gedenken fortgeführt werden müsse, auch insbesondere im „behüteten Konkon des Friedens der Europäischen Gemeinschaft“, in dem wir leben. Mit feierlicher musikalischer Umrahmung eines Bläserquartetts der ARRS unter der Leitung von Markus Mauderer trug sich Shlomo Graber in das Goldene Buch der Stadt Rastatt ein und kam danach mit vielen Schüler ins persönliche Gespräch. 

Shlomo Graber 4

Für die August-Renner Realschule war dieser Morgen jedoch in weiterer Hinsicht denkwürdig, denn Shlomo Graber erwies der Schule die Ehre, Pate für das Projekt „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ zu sein. In einem jahrelangen Bewerbungsprozess bereitete sich die Schule unter der Leitung von Christian Steidle, Thorsten Ackermann und Ann Carolin Jendrek u.a. mit einem selbstgedrehten Film darauf vor. Der Landeskoordinator Markus Schädle überreichte an diesem Morgen feierlich die Plakette, die nicht nur eine Auszeichnung der Schule darstellt, sondern darüberhinausgehend den Auftrag erteilt, den Prozess des respektvollen Miteinander aktiv und fortwährend zu gestalten. Die August-Renner Realschule versteht sich als Gemeinschaft, die couragiert gegen Rassismus, Antisemitismus, Extremismus, Homophobie, jegliche Form von Gewalt, Ausgrenzung und Diskriminierung vorgeht. Um diese Selbstverpflichtung aktiv zu leben ist eine Kultur des Hinsehens notwendig.

Herz

Die Kunstlehrerin Anja Eichelberg hat hierzu eigens ein multinationales Wandbild im A-Bau kreiert und gemalt, das die Schulgemeinschaft täglich daran erinnert, welche Werte an der Schule unabdingbar sind. Hinter den Buchstaben ARRS steckt nicht nur der Namensgeber der Schule, sondern auch die Begriffe Achtung - Respekt - Regeln - Schule. Alle 709 Schülerinnen und Schüler aus 34 Nationen haben sich zu diesen Werten verpflichtet und diese eigenhändig an der Wand unterschrieben. Werte müssen im täglichen Leben verankert und durch Projekte vertieft und erneuert werden, sodass es unter dem Begriff #Miteinander künftig Aktionen geben wird, die das Demokratielernen erlebbar machen, denn „Liebe ist stärker als Hass“ (Shlomo Graber).

 

Text: Anna Weber 

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