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29. Nov 2021

Das Unbegreifliche wird sichtbar

Nebel. Kälte. Rauer Wind. Leichter Nieselregen. Eine Schwere liegt in der Luft. Ein Wetter und eine Stimmung passend für solch eine mehrtägige Bildungsreise. Die Klasse 10e der August—Renner— Realschule in Rastatt hat vom 10. bis zum 12. November 2021 die KZ—Gedenkstätte in Dachau besichtigt. Mit dem ansässigen Max—Mannheimer—Studienzentrum Dachau und in Absprache mit dem Klassenlehrer Murat Nayir wurde die mehrtägige Bildungsreise vorbereitet.

Für die insgesamt 20 Schülerinnen und Schüler der Klasse 10e sollte es sich zu einer Reise entwickeln, die ihnen das Unbegreifliche sichtbar macht.

Am ersten Tag gab es nach der Anreise mit dem ICE—Zug von Karlsruhe nach Dachau einen kurzen Empfang in der Jugendherberge Dachau, in der die Hausregeln vorgestellt wurden. In zwei gleich großen Lerngruppen à zehn Schülern wurde das Programm der kommenden Tage vorgestellt. Für jede Lerngruppe stand ein erfahrener Pädagoge des Max—Mannheimer—Studienzentrums zur Verfügung. Um zu verstehen, wie das menschenverachtende System des Konzentrationslagers Dachau entstehen konnte, boten die Pädagogen den Schülerinnen und Schülern eine historische Einordnung zum Nationalsozialismus. Bewusst wird dabei auf die Begehung des KZ—Areals am ersten Tag verzichtet. Bis in den späten Abend diskutierten die Schüler mit den Pädagogen und verarbeiteten ihre neuen Eindrücke in den Workshops.

Am zweiten Tag konnten die Schülerinnen und Schüler das Grauen des Konzentrationslagers Dachau selbst sehen. Neben der faktenorientierten und facettenreichen Führung durch das gesamte Lagerareal, wurde eindringlich das Leben der KZ—Häftlinge nachgezeichnet. Nachmittags stand die individuelle Auseinandersetzung mit der Gedenkstätte im Vordergrund. Während sich eine Lerngruppe mit dem alltäglichen Ablauf des Konzentrationslagers auseinandersetzte, betrachtete die andere Gruppe eine mediale Ausstellung im Kinosaal, in der Zeitzeugen über das Grauen im Konzentrationslager Dachau berichteten. Besonders beklemmend für die Schülerinnen und Schüler war die Führung durch die Gaskammer und das Krematorium. Mit „System und Ordnung“ tötete das NS-Regime und seine Helfer hier zehntausende unschuldige Menschen. Es zeigt bis heute, zu welchen Gräueltaten Menschen fähig sein können. Diese geplante und organisierte Tötungsmaschinerie mit eigenen Augen zu sehen, half den Schülern das Unvorstellbare konkreter zu begreifen. Das Sichtbare regte nicht nur zum Nachdenken an, sondern führte unmittelbar zu einem Dialog mit der Gruppenleitung und den Pädagogen. Den Schülerinnen und Schülern wurde bewusst, wie aktuell das Thema immer noch ist. Zudem wird der Klasse deutlich, dass dieser Besuch Einblicke gewährt, die die Arbeit mit dem Geschichtsbuch im Schulunterricht schwer ermöglichen kann.

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Am dritten und letzten Tag der Bildungsreise setzten sich die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen mit Persönlichkeiten auseinander, die das Konzentrationslager Dachau überlebt haben. Gegenseitig präsentierten sie sich deren Biografien. Unter anderem auch zu Max Mannheimer, Überlebender des Konzentrationslagers und Namensgeber des heutigen Erinnerungszentrums. Seine Kunstwerke, in denen er sich mit den traumatischen Erfahrungen im Konzentrationslager auseinandersetzte, konnten die Schülerinnen und Schüler in einer kleinen Ausstellung betrachten. Bei der anschließenden Rückreise waren die Schülerinnen und Schüler weiterhin sichtlich bewegt von ihren Erfahrungen und diskutierten auch untereinander, wie es zu so etwas kommen konnte und ob das heute noch möglich wäre.

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Diese mehrtägige Bildungsreise bot einen eindrücklichen Einblick in das verbrecherische NS-System und seine menschenverachtende Ideologie. Die Erinnerung daran am Leben zu erhalten, damit sich so etwas niemals wiederholen darf, ist eine fundamentale Aufgabe an die ganze Menschheit und auch an die jüngere Generation. Die Schülerinnen und Schüler können nun besser verstehen, wie es zu so etwas Unvorstellbarem kommen konnte und welche Aktualität das Thema immer noch hat. Eine Aussage von Max Mannheimer selbst bringt hier unsere Verantwortung dafür auf den Punkt:

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