
„RUN“

Mit ihrem Musical „RUN“ hat die August-Renner-Realschule ein selbstgeschriebenes Stück auf die Bühne gebracht, das ein Zeichen für die Selbstwirksamkeit und den Zusammenhalt innerhalb einer Schulgemeinschaft gesetzt hat. Unter der Gesamtleitung von Anna Weber und Stefanie Cipolla entstand über eine Projektdauer von einem Jahr ein Musical, das die Herausforderungen der modernen Jugend auf eindrucksvolle Weise herausarbeitet. „RUN“ erzählt die Geschichte einer Gruppe von Jugendlichen, die versuchen, vor ihren Problemen zu fliehen – dem wachsenden Leistungsdruck, den Konflikten mit den Eltern, den ständigen Vergleichen in den sozialen Medien und der erdrückenden Einsamkeit. Doch der Versuch, der Realität zu entkommen, führt nur zu noch größeren Schwierigkeiten. Die selbstgeschriebenen Texte, wie „Alle zerren sie an mir, alle wollen was von mir, aber keiner hört mir zu, niemand sieht mich“, spiegeln die innere Zerrissenheit und den enormen Druck wider, dem Jugendliche heute ausgesetzt sind.

Was dieses Musical besonders macht, ist nicht nur die bewegende Geschichte, sondern auch der spürbare Zusammenhalt innerhalb der Schulgemeinschaft. Rund 100 Beteiligte – Schüler, Lehrer und die Kooperationsklasse der Pestalozzi-Schule unter der Leitung von Joshua Henke – haben über die Dauer eines Jahres gemeinsam dieses außergewöhnliche Projekt auf die Beine gestellt. Auch Besucherinnen und Besucher aus dem Schulamt lobten die positiv gelebte Inklusion. Jeder, der Teil dieser Produktion war, konnte erleben, was es heißt, gemeinsam an einem Ziel zu arbeiten und etwas zu schaffen, das weit über das Klassenzimmer hinausgeht. Diese Zusammenarbeit hat nicht nur das Musical selbst, sondern auch das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Schule gestärkt.

Ein besonderes Highlight war die musikalische Untermalung des Green-Orchesters unter der Leitung von Markus Mauderer. Einige Szenen erhielten erst durch die dramatische Musikbegleitung ihren bedrückenden und enthusiastischen Charakter. Der Chor unter Gisela Kutt und Rebecca Buchmüller überzeugte nicht nur mit seinen Solisten und Rappern, sondern auch mit Dynamikeinlagen wie Flüstern, die für Gänsehautmomente sorgten.

Die Live-Band unter Chris Bartmann spielte das, was sie am besten konnte: sich selbst. Sie wurden zum Teil des Theaterstücks, indem sie auf einem Festival auftraten und unter dem Licht hunderter Knicklichter des Publikums „Run Boy Run“ und „Californication“ performten. Die Band erntete während dieses Festivals viel Beifall. Die Tanzdarbietungen der Tanz-AG unter der Leitung von Sara Grünbacher unterstrichen die Bedeutung von Kreativität und Ausdruck zur Problembewältigung und Stressbewältigung.

Das Bühnenbild war ein weiteres besonderes Element der Produktion. Acht Türen symbolisierten intime Einblicke in die Welt der Jugendlichen und schufen unterschiedliche Räume, die die persönlichen Konflikte und Herausforderungen der Protagonisten widerspiegelten. Besonders eindrucksvoll war der „Berg“ aus 86 Stühlen, der die erdrückende Last der Probleme darstellte. Dieses Bild verdeutlichte die zentrale Botschaft des Musicals: Nur gemeinsam können Probleme bewältigt werden.
Ein weiterer emotionaler Höhepunkt war die Aufführung des Songs „Creep“, der die Themen Selbstzweifel und Isolation, besonders durch die Darstellung der Schauspielerin Melina, aufgriff. Auch die zarten Annäherungen an das andere Geschlecht fanden ihren Platz im Stück und verdeutlichten die persönliche Entwicklung und Veränderung, die die Jugendlichen durchmachten. Die englischen Songtexte wurden unter dem Sternenhimmel übersetzt – ein kreativer Prozess, der das intime Gefühl der Geschichte verstärkte. Die Ton- und Lichttechnik, insbesondere die programmierten Lichtstimmungen von Benjamin Jacob und Melanie Sauer, trug maßgeblich dazu bei, dass die Aufführungen zu einer spektakulären Show wurden.

Die Musicalbeteiligten wurden mit minutenlangen Standing Ovations für ihre harte Arbeit belohnt. Dies war eine große Wertschätzung der Zuschauer, bei der vielen Darstellern die Tränen kamen und die Anspannung von ihnen abfiel. „RUN“ war nicht nur eine künstlerische Leistung, sondern auch ein kraftvolles Lehrstück dafür, was eine Schulgemeinschaft erreichen kann, wenn alle Beteiligten ihr Wissen, ihre Fähigkeiten und ihre Leidenschaft einbringen. Die Schüler erfuhren aus erster Hand, wie wichtig es ist, Verantwortung zu übernehmen und wie befähigend es sein kann, Teil eines großen Projekts zu sein. In der Schule geht es oft um Leistung und Noten, doch „RUN“ zeigte, dass wahre Selbstwirksamkeit dann entsteht, wenn Schüler ihre eigenen Ideen und Talente entfalten können und gemeinsam etwas erschaffen, das größer ist als sie selbst.

Schulleiter Stefan Funk lobte die Leistung aller Beteiligten: „Was hier innerhalb des letzten Jahres entstanden ist, ist mit Worten kaum zu beschreiben. Es ist fantastisch zu sehen, zu was unsere Schüler alles im Stande sind!“ Er bedankte sich herzlich für das große Engagement aller Mitwirkenden und zeigte sich stolz auf die kreative und gemeinschaftliche Kraft, die dieses Projekt an der Schule entfaltet hat. Abschließend äußerte Funk die Hoffnung, dass „RUN“ nicht das letzte Stück dieser Art bleibt und auch in Zukunft ähnliche Projekte an der Schule verwirklicht werden können.
Text: Anna Weber, Joshua Henke und Hanna Ziegler
Bilder: Hanna Ziegler